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völlig besiegt und gesprengt. Napoleon war raschen Schrittes «Ulf
Berlin losgedrungen und hielt schon am 27. Oktober seinen Einzug
-in die trauernde Hauptstadt. In unerhörter Weise ergaben sich die
Festungen, und nur wenige Befehlshaber derselben hielten sich so
tapfer und standhaft, wie Courbier in Graudenz. Als die
Franzosen diesem Kommandanten sagen ließen: „es gebe ja keinen
König von Preußen mehr!" antwortete er: „Nun, so bin ich König
von Graudenz und werde mich zu vertheidigen wissen."
So der Oberst Gneisenau, der, unterstützt von dem Bürger Nettel-
beck, Kolberg rettete. Ebenso rettete der 75jährige Oberst Hermann
die Festung Pi'llau. Als die Franzosen vor derselben erschienen, rief
er die ganze Besatzung zusammen und ließ sie in einen Kreis treten, in
dessen Mitte ein Sarg stand; vor dem Sarge stand der Oberst selbst.
„Kameraden," sprach er, „lebendig übergebe ich die Festung
nicht/ Hier ist mein Sarg; wer mich überlebt, der lege mich
hinein. Wer ein braver Soldat ist, der schwöre: Preußen
oder Tod!" Alle schwuren — und die Festung konnte von den Fran-
zosen nicht genommen werden. —
Die Trümmer des preußischen Heeres vereinigten sich hinter der
Oder mit einem russischen Hülfsheere, und zwei Tage hinter einander,
am 7. und 8. Februar 1807, wurde die mörderische Schlacht bei Eilau
geschlagen, in welcher die Preußen ihren alten Waffenruhm wieder
bewährten. Aber am 14. Juni erfolgte die unglückliche, entscheidende
Schlacht Lei Friedland, in welcher Napoleon einen vollkommenen
Sieg über die verbündeten Heere der Russen und Preußen erfocht.
Friedrich Wilhelm sah sich zum Frieden genöthigt. Als Napoleon in
Tilsit mit dem Könige von Preußen zusammenkam, um Frieden zu
schließen, war auch die Königin Louise dabei. „Wie konnten Sie es
nur wagen, mit mir Krieg anzufangen?" ftagte der hochmüthige Sieger.
Da richtete sich die preußische Königin hoch auf. „Dem Ruhme
Friedrichs des Großen war es erlaubt, uns über unsere
Kräfte zu täuschen, wenn wir uns getäuscht haben!" ant-
wortete die Königin mit Würde — und der trotzige Sieger verstummte.—
Am 9. Juli wurde der Friede zu Tilsit geschloffen. Preußen
verlor nach diesem Friedensschluß fast die Hälfte seines Gebietes — alle
Länder westlich von der Elbe mit 5 Millionen Einwohnern. Aus
preußischen, braunschweigischen, hannöverischen und hessischen
Ländern bildete Napoleon ein neues Königreich, Westphalen,
mit der Hauptstadt Kassel, und setzte darüber seinen Bruder Hieronymus
als König. So stand jetzt ein kleines Frankreich im Herzen von
Deutschland! — Als aber Napoleon gegen Ende des Jahres 1812
aus Rußland durch Feuer, Kälte, Hunger und russische Waffen ge-
schlagen war*), da ging durch alle Herzen die fteudige Ueberzeugung,
daß jetzt die Stunde der Befreiung für das Vaterland gekommen sei.
Am 3. Februar 1813 erließ Friedrich Wilhelm von Breslau aus
*} 6. Seite 458 Nr. 28.
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244
Am Wasser der Katzbach er's auch hat bewährt,.
Da hat er die Franzosen das Schwimmen gelehrt:
Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee Hinabi
Und nehmt, Ohnehosen, den Wallftsch zum Grab!
Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr er hindurch
Da schirmte die Franzosen nicht Schanze, noch Burg;
Sie mußten wieder springen, wie Hasen über's Feld,
Und hell ließ erklingen sein Hussah der Held.
Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlachti
Da brach er den Franzosen das Glück und die Macht;
Da lagen sie so sicher nach blutigem Fall,
Da ward der Herr Blücher ein Feldmarschall!
Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren heraus!
Du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde un Saus!
Dem Siege entgegen zmn Rhein, über'n Rhein,
Du tapferer Degen, in Frankreich hinein! (Arndt.)
In der Neujahrsnacht von 1813 ans 1814, mit dem Schlage 12 Uhr, zog
Fächers Heer bei Mannheim und er selbst hei Caub über den Rhein,
während der rechte Flügel des grossen Heeres der Verbündeten durch
Holland, der linke durch die Schweiz in Frankreich eindrang. Nach
manchen Kämpfen hielten die Verbündeten am 31. März siegreich ihren
Einzug in die stolze Hauptstadt Paris. Napoleon wurde abgesetzt und auf
die Insel Elba verwiesen. Am 30. Mai 1814 wurde der erste pariser
Friede geschlossen. Aber es dauerte kaum ein Jahr, da verliess Napoleon
Elba, kam wieder nach Frankreich und der Krieg begann von Neuem. Bei
Waterloo oder Belle-Alliance kam es am 18. Juni 1815 zur entscheiden-
den Schlacht. Die französische Armee wurde vernichtet, und die Verbündeten
hielten am 7. Juli ihren zweiten Einzug in Paris. Napoleon wurde auf
die Insel St. Helena verwiesen, wo er am 5. Mai 1821 gestorben ist. Am
20. Mai 1815 wurde der zweite pariser Friede geschlossen.
Schon nach dem ersten pariser Frieden hatten alle an dem Kriege gegen
Napoleon betheiligt gewesene Fürsten Abgesandte nach Wien geschickt, um
die Angelegenheiten der deutschen Staaten zu ordnen. Diese Versammlung,
der „Wiener Congress“ genannt, dauerte vom 20. September 1814 bis zum
9. Juli 1815. Durch diesen Congress wurde das deutsche Reich — wie es bis
1806 bestanden hatte — nicht wieder hergestellt, sondern Deutschland in
einen Staatenbund verwandelt, unter dem Namen „der deutsche Bund“, der
bis 1866 bestanden hat. Bei seiner Gründung zählte er 39, bei seiner Auf-
lösung noch 33 Staaten. Die Bundesversammlung (der Bundestag)
bestand aus den Gesandten aller deutschen Staaten und hatte ihren Sitz zu
Frankfurt am Main. Der Zweck des Bundes war die Erhaltung der
innern und äussern Sicherheit Deutschlands. Das Bundesheer
betrug im Falle eines Krieges etwa 600,000 Mann.
Preussen erhielt nach dem Wiener Congress nicht bloss seine frühern,
von Napoleon ihm genommenen Landestheile zurück, sondern ausserdem noch:
das Grossherzogthum Posen, schwedisch Pommern mit Rügen, die Hälfte
des Königreichs Sachsen, Westphalen und die Rheinprovinz.
44. Die Krieges - Denkmünze.
Traulich geht der Knab' an Vaters Seite;
Regen Sinnes und voll Wisscnslust,
Fragt er forschend, was der Schmuck bedeute,
Links, am bunten Band auf Vater's Brust. —
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Extrahierte Ortsnamen: Ostsee_Hinabi Rhein Rhein Frankreich Mannheim Rhein Holland Frankreich Paris Elba Elba Frankreich Paris Wien Deutschland Frankfurt_am_Main Deutschlands Posen Sachsen Rheinprovinz
235
Und jede endete auch in 'nem Klex,
So schickt er den Bogen dem alten Re;.
Der schüttelt den Kopf gedankenvoll,
Fragt bei der Revue dann den Alten:
„Zum Schwernoth, Ziethen, ist er toll!
Was soll ich vom Wische da halten?"
Den Bart streicht sich Ziethen: „Das ist bald erkläre,
Wenn Euer Majestät mir Gehör gewährt."
„Der große Klex in der Mitte Lin ich,
Der Feind einer dort von den Vieren,
Der kann nun von vorn oder hinten auf mich,
Von rechts oder links auch marschiren.
Dann rück' ich aus einein der Striche vor,
Und hau' ihn, wo ich ihn treffe, aufs Ohr."
Da hat der König laut aufgelacht
Und Lei sich selber gemeinen
„Der Ziethen ist klüger, wie ich es gedacht,
Sein Geschmier sagt mehr, als es scheinet.
Das ist mir der beste Reitersmann,
Der den Feind schlägt, wo er auch rückt heran."
______________ (Fr. v. Saller.)
Fr; 6 di ich Ii. hinterliess keine Kinder, und es folgte ihm auf dem
Throne seines ältesten Bruders Sohn, Friedrich Wilhelm Il, der von 1786
bis 1797 als König von Preussen regierte.
36. Der Kaiser Franz Ii.
(Ende de§ 1000jährigen deutschen Reichs —1806.)
Im Jahre 1789 waren in dem benachbarten Frankreich große
Unruhen ausgebrochen. Die Franzosen empörten sich gegen ihren
König, stürzten die bisherigen Einrichtungen im Staate um und wollten
eine ganz neue Ordnung der Dinge Herstellen. Man nennt diese Be-
gebenheit die französische Revolution. Aus derselben gingen viele
langwierige und blutige Kriege für unser deutsches Vaterland her-
vor. Weil die deutschen Staaten nicht zusammen hielten, wurden sie
von den Franzosen überwältigt, und ein großer Theil Deutschlands kam
unter französische Herrschaft. Napoleon, der Kaiser der Fran-
zosen, besiegte in der Schlacht bei Austerlitz (1805) die Öster-
reicher so, daß der deutsche Kaiser, Franz Ii-, nur mit dem Ver-
lust mehrerer Besitzungen den Frieden wieder herstellte. Der Kurfürst
von Baiern, von Napoleon mit Tyrol beschenkt, und der Kur-
fürst von Würtemberg nannten sich nun „Könige" und erklärten
damit ihre Unabhängigkeit von Kaiser und Reich. Um aber die
Schmach unseres so tief gebeugten deutschen Vaterlandes zu vollenden,
stiftete Napoleon (1806) den Rheinbund, durch welchen 16 deutsche
Fürsten im südwestlichen Deutschland sich förmlich vom deutschen Reichs-
verbande lossagten und Napoleon als ihren Protektor (Beschützer)
anerkannten. Für diesen Schutz versprachen sie, ihm mit 32,000 Mann
in allen seinen Kriegen beizustehen. Am 6. August 1806 legte daher
Franz Ii. die deutsche Kaiserkrone nieder, indem er erklärte, daß
diese Krone keinen Werth mehr für ihn haben könne, nachdem sich
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Extrahierte Personennamen: Schwernoth Saller Friedrich_Wilhelm_Il Friedrich Wilhelm Franz_Ii Franz Napoleon Franz_Ii- Franz Napoleon Napoleon Napoleon August Franz_Ii Franz
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschlands Fran- Baiern Rheinbund Deutschland
257 —
Nach, der Schlacht hei Königgrätz verfolgten die Sieger die fliehende,
fast aufgelöste Armee, ohne ernsten Widerstand zu finden, in der Richtung
gegen Wien. Als der König sein Hauptquartier bereits nach Nikolsburg
(12 Meilen von Wien) verlegt hatte, hat Österreich um Frieden. Am 23. August
■wurde zuprag der Friedensvertrag unterzeichnet, in welchem der Kaiser
von Österreich die Auflösung des deutschen Bundes anerkannte
und seine Zustimmung gab zu einer neuen Gestaltung Deutsch-
lands ohne Betheiligung des österreichischen Kaiserstaates.
Der Kaiser von Österreich übertrug ferner auf den König von Preussen
alle seine Rechte auf die Herzogtümer Schleswig-Holstein und ver-
pflichtete sich, an den König von Preussen 40 Millionen Thaler Kriegskosten
zu bezahlen.
Dagegen erklärte der König von Preussen sich bereit, das Königreich
Sachsen in seinem bisherigen Länderbesitz bestehen zulassen, unter dem
Vorbehalt, dass der Beitrag Sachsens zu den Kriegskosten und die Stellung
desselben zum norddeutschenbunde durch einen besonderen Friedens-
vertrag geordnet werde. Dieser Vertrag wurde am 21. Oktober abgeschlossen.
Nach demselben verpflichtete sich Sachsen, an Preussen 10 Millionen Thaler
Kriegskosten zu zahlen, dem norddeutschen Bunde beizutreten und den Ober-
befehl über die sächsischen Truppen dem Könige von Preussen
zu übertragen.
S2. Der Feldzug gegen die Bundesarmee.
(Vom 1. bis 27. Juli 1868.)
Während diese Erfolge auf dem östlichen Kriegsschauplätze erkämpft
wurden, war dem General Vogel von Falckenstein der Kampf
gegen die bayerische Armee und das 8. Bundes-Corps am Main
übertragen und ihm dazu eine Armee von nur 53,000 Mann mit
96 Geschützen überwiesen. Dieselbe erhielt von jetzt an den Namen
„Main-Armee" und bestand aus drei Divisionen*) unter den
Generalen von Goeben, von Beyer und von Manteuffel. Die
bayerische Armee zählte 60,000 Mann mit 136 Geschützen und
stand unter dem Kommando des Prinzen Karl von Bayern; das
8. Bundes-Corps bestand aus 14,000 Würtembergern, 12,000
Badensern, 19,000 Hessen, 5000 Nassauern und 12,000 Öster-
reichern, im Ganzen aus 62,000 Mann mit 139 Geschützen unter
dem Oberbefehl des Prinzen Alexander von Hessen. Der Main-
Armee stand links die bayerische, rechts die Bundes-Armee
gegenüber. Am 1. Juli hatte sich die Main-Armee bei Eisenach
vereinigt. Unter fortwährend kleinen Gefechten ging sie von hier
südwestlich auf Fulda zu nach dem Main, warf die bayerische
Cavallerie bei Hünfeld zurück und drängte das bayerische Haupt-
corps am 4. Juli Lei Dermbach (zwischen Eisenach und Fulda)
zur Seite, zog dann zwischen den beiden feindlichen Armeen nach
Fulda und wandte sich am 9. Juli nach Unterfranken in Bayern.
Am 10. formte**) die Division Goeben bei Kissingen und die
Division Beyer bei Hammelburg die Übergänge über die fränkische
*) Division = Abtheilung eines Kriegsheerez.
**) formen = erzwingen.
Haesters' Lesebuch für Oberkl. Simultan-Ausz.
17
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Extrahierte Personennamen: August Manteuffel Karl_von_Bayern Karl Alexander_von_Hessen Alexander
Extrahierte Ortsnamen: Wien Nikolsburg Wien Preussen Preussen Preussen Sachsen Sachsens Sachsen Preussen Preussen Main Hessen Eisenach Fulda Main Eisenach Fulda Fulda Unterfranken Bayern Hammelburg Simultan-Ausz
460
Folgen nur zu schmählichen Frieden zu Lüneville zu Stande. Zum
ersten Male seit dem Beginn der Revolution hatte Frankreich jetzt mit
allen seinen Feinden, auch mit England, Frieden; Napoleon war der
Retter seines Vaterlandes von äußeren Feinden. Aber auch in dessen
Innerem wollte er Ordnung, Ruhe und Sicherheit wieder herstellen und
zeigen, daß er auch außer dem Schlachtfelde groß sein könne. Er legte
jetzt die nützlichsten und prachtvollsten Kanäle an; Handel, Künste und
Wissenschaften bekamen in Frankreich einen ganz neuen Schwung. Als
sein bestes Werk aber sah er das Gesetzbuch an, welches seinen Namen
rühmlichst der Nachwelt überliefert. Ungeheuer war die Bewunderung,
die ihm zu Theil ward. Und durch seine ruhmvolle Thätigkeit, wie
durch seine Klugheit, wußte er es dahin zu bringen, daß ihn die Fran-
zosen zuerst (1802) zum lebenslänglichen Consul, und zwei Jahre
später (1804), zum Kaiser ernannten. In so kurzer Zeit war Napo-
leon vom armen Lieutenant zum Kaiser eines der ersten Reiche der Welt
emporgestiegen.
Doch so erstaunenswerth dies alles ist, fast noch mehr Staunen
müssen die Ereignisse der folgenden 8 Jahre erregen. Nur weniges sei
aus dieser Zeit erzählt, nur so viel, daß man erkenne, es habe kein
Größerer und Mächtigerer das Jahrhundert begonnen, als Napoleon.
Vor ihm schien alles Alte zu sinken, und es entstanden die gewaltsamsten
Veränderungen in allen Reichen Europas. Hatten aber vorher die Fran-
zosen überall Republiken errichtet, so wurden diese jetzt wieder in König-
reiche verwandelt. Napoleon selbst setzte sich die Krone des Königreichs
Italien auf, sein Schwager Mürat ward König von Neapel, sein
Bruder Ludwig König von Holland. Um diese Zeit sank aber auch
das römische Reich deutscher Nation, das seit Karls des Großen
Zeiten trotz mancher Leiden und Kämpfe ein ganzes Jahrtausend so
glorreich bestanden hatte, zusammen. Denn Kaiser Franz Ii, legte
1806 die deutsche Kaiserkrone nieder und wollte fortan nur Kaiser von
Österreich sein. An des deutschen Reiches Stelle trat der Rheinbund,
dem viele deutsche Fürsten beitraten, unter der Leitung Napoleons; und
war vorher schon viel mediatisirt und säcularisirt worden, so ward
jetzt noch viel willkürlicher mit den deutschen Fürsten und Herren und
ihren Besitzungen umgegangen. Ja in Deutschland selbst bildete der
Mächtige aus den Ländern des vertriebenen Kurfürsten von Hessen,
des Herzogs von Braun schweig und anderen Landestheilen ein eigenes
Königreich, Westphalen, welches er seinem Bruder Hieronymus gab.
Länder und Völker wurden verschenkt, Königs- und Fürstenkronen waren
ein Spiel in der Hand des Gewaltigen, der auch die spanische und
portugiesische Königsfamilie nicht ohne schmählichen Verrath vom Throne
stieß und seinen Bruder Joseph zum König Spaniens erhob. Frei-
lich geschah dies alles nicht ohne gewallige Kämpfe, Kriege entstanden
aus Kriegen, und der Kanonendonner hallte von den Gestaden der Ostsee
bis in die Schluchten der Pyrenäen und an den Felsen von Gibraltar
wieder. Nur einige aber von den merkwürdigsten Schlachten mögen
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Frankreich Europas König- Italien Neapel Holland Rheinbund Deutschland Hessen Spaniens Ostsee
461
hier genannt fern; bet Austerlitz 2 Dez 1805, wo Napoleon über
Rußlands und Österreichs Kaiser siegte (Dreikaiserschlacht); Lei Jena
14. Okt. 1806, wo Preußen ties gedemüthigt ward; bei Aspern
21. Mai 1809, ein Heller Sonnenstrahl für die Deutschen, und Lei
Wagram 6. Juli 1809, wo Frankreich wieder siegte und Österreich
zum Frieden zwang.
Da stand nun Napoleon auf dem Gipfel des Ruhmes, und er
schien unbezwingbar, obschon die treuen Tyroler — Speckbacher,
Andreas Hofer — in ihren Bergen und die hochherzige Nation
der Spanier zeigten, daß wahre Volkskraft sich nicht so leicht bezwingen
lasse. Aber etwas fehüe ihm noch, um den mächtigen Fürsten Europas
sich gleich zu stellen, und er verstieß seine treue Gemahlin Josephine
und vermählte sich 1809 mit Marie Louise, der Tochter des Kai-
sers Franz. Diese gebar ihm 1810 einen Sohn, Napoleon n.,
in der Wiege schon König von Rom, und ist doch nie auf einen Thron
gekommen; denn der Vater, so hoch gestiegen, bereitete sich selbst und
allen den Seinigen das Verderben.
Nur ein Fürst, nur ein Reich war noch in Europa, welches sich
mit Napoleon messen konnte, dies war Rußland und sein edler Kaiser
Alexander. Wohl fühlte dieser, daß er nicht länger jenes Mannes
Herrschsucht leiden dürfte, welcher immer willkürlicher mit den Völkern
und Staaten verfuhr, so daß jener für sein eignes Reich fürchten mußte.
Aber auch Napoleon wußte, daß er sich nicht eher also, wie er wollte,
Herr von Europa nennen könne, bis jener Gebieter des ausgedehntesten
Reichs auf Erden besiegt wäre. Und um ihn zu besiegen, bot er alle
Kriegsgewalten auf, über welche sein mächtiges Scepter gebot. Mir
einem Heere von mehr als 600,000 Mann, welches fast aus allen
Völkern Europas zusammengesetzt und vortrefflich ausgerüstet war, so
daß es menschlichen Waffen fast nicht besiegbar schien, überschritt Na-
poleon die Grenze Rußlands (24. Juni 1812). Die Russen aber zogerr
sich immer weiter zurück und ließen ihm ein ödes, unvertheidigtes und
von allen Lebensmitteln entblößtes Land zum Durchmarsch. Nur bei
Smolensk, dann an der Moskwa ward fürchterlich blutig gekämpft,
und Napoleon erfuhr, obgleich er sich Sieger nennen durste, den ganzen
Grimm der Russen. Aber der Weg nach Moskau, der alten Zaren-
stadt, stand ihm offen, und im September war er Herr derselben.
Und zu rechter Zeit; denn schon ward die Jahreszeit rauher, und rasch
rückte in dem nördlichen Lande der Winter heran, wodurch der Mangel
an Lebensmitteln (denn die Russen hatten alles vor sich her zerstört)
um so empfindlicher wurde. Auch mit dem Besitze Moskaus war nicht
viel gewonnen; es war eine ungeheure Stadt ohne Menschen, und bald
sollten er und all die Seinigen auf die furchtbarste Weise aus ihren
schönen Hoffnungen gestürzt werden. Denn die ganze große, herrliche
Stadt, mit allen ihren Reichthümern und Kostbarkeiten, ging — der
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Andreas_Hofer Josephine Marie_Louise Franz Franz Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Jena Aspern Frankreich Europas Rom Europa Europa Europas Smolensk Moskwa Moskau Moskaus
242
unterbrochen wurde. Napoleon mochte schon an diesem ersten Tage ahnen,
daß ihn das Schlachtenglüch verlassen habe; denn er versuchte am 17.
durch große Versprechungen Österreich zum Abfalle von den Verbündeten
zu verführen, aber vergeblich; am 18. mußte er den verzweifelten Kampf
noch einmal gegen die ganze Macht der Verbündeten aufnehmen. Rechts
neben dem Dorfe Probstheida befindet sich eine Anhöhe, auf welcher eine
Windmühle stand. Hier hielt Napoleon und leitete die Schlacht. Ihm
gegenüber weilten auf einem Hügel die drei verbündeten Monarchen,
Friedrich Wilhelm Iii. und die Kaiser Alexander und Franz,
nebst dem Marschall Schwarzenberg. Abermals bestand der ungeheure
Kampf aus drei Schlachten, die im Norden, Osten und Süden von
Leipzig geschlagen wurden. Auf dem Raume von einer Quadratmeile
focht eine halbe Million Menschen. Die Verbündeten wetteiferten an
Muth und Tapferkeit; aber auch die Franzosen stritten mit helden-
müthiger Ausdauer. Bald neigte sich Napoleons Glücksstern. Im Norden
der Stadt, wo Held Blücher kämpfte, erlitten die Franzosen eine so
vollständige Niederlage, daß sie in Unordnung das Schlachtfeld verließen.
Hier begab es sich auch, daß die sächsischen Truppen, welche bisher
gezwungen dem fremden Machthaber gefolgt waren, mit Hörnerklang und
Trompetenschall zu den Kämpfern für Deutschlands Freiheit übergingen.
— Am blutigsten aber rásete die Schlacht bei dem Dorfe Probstheida.
Unzählige Opfer wurden hingerafft. Hoch über Leichenhügel schritten die
Kämpfenden daher, und ihr Fuß watete im rauchenden Blut. Über
300 Kanonen donnerten auf diesem Punkte gegen einander, Schon neigte
sich der Tag — es war 5 Uhr Nachmittags — da ließ Friedrich
Wilhelm dem schrecklichen Blutvergießen ein Ende machen; denn von
allen Seiten eilten die Siegesboten herbei. Die Feinde räumten von
selbst das Dorf. Die drei verbündeten Monarchen aber, als sie von
ihrem Hügel herab überall ihre siegreichen Banner daher wehen sahen,
sanken auf ihre Kniee, und ein stilles Gebet drang zum Herrn der Welt
empor, dessen Arm der guten Sache den gerechten Sieg verliehen hatte.
Ganz anders sah es auf dem gegenüber liegenden Windmühlen-
hügel aus. Ernst, -nachdenkend und in sich gekehrt, schritt Napoleon
umher. Schweigend blickte seine Umgebung auf den ernsten Gebieter,
der nun die Nothwendigkeit seines Rückzuges einsah. An einem Wacht-
feuer wurden die erforderlichen Befehle ausgefertigt. Während der
Zeit überwältigten den Kaiser die Anstrengungen des Tages. Auf
einem hölzernen Schemel sitzend, war er erschöpft in Schlummer gesunken.
Stumm und düster umstanden seine Generale das Wachtfeuer, und nach
einer Viertelstunde erweckte ihn das Geräusch seiner abziehenden Truppen.
Dann ritt er nach Leipzig zurück und nahm dort sein Nachtquartier.
Noch in derselben Nacht begann der Rückzug der französischen
Schaaren. Gegen 9 Uhr des Morgens verließ Napoleon am 19.
Oktober Leipzig; nur mit Mühe konnte er wegen des Drängens und
Treibens aus der Stadt gelangen. Denn schon schritten die Verbün-
deten von allen Seiten zur Erstürmung Leipzigs heran und drangen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Alexander Alexander Franz Franz Marschall_Schwarzenberg Napoleons Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Ernst Napoleon Napoleon
459
werden. Doch der blutigste Kampf mußte noch mit den Österreichern
um die Festung Mantua geführt werden. Von Neuem blieb Napoleon
Sieger in der dreitägigen Schlacht bei Arcóle (15.—17. Nov.) nach
den furchtbarsten Anstrengungen, und nachdem er selbst fast das Opfer
seines kühnen Muthes geworden war. Der Erzherzog Karl konnte
Italien nicht mehr retten, und der Friede von Campo Formio (Okt.
1797) machte dem Krieg ein Ende. Mit unbeschreiblicher Begeisterung
ward der Mann, durch desien Talent die Franzosen gesiegt hatten, in
Frankreich aufgenommen und mit Ehrenbezeugungen überhäuft.
Nichts desto weniger fand Napoleon unter seinen Mitbürgern großen
Neid, ja Haß. Der Wann, welcher so leicht Sieg an Sieg knüpfte,
schien vielen gefährlich, und erwünscht kam es daher diesen, daß er
selbst einen Plan entwarf, welcher ihn aus Frankreich entfernte. Nur
ein Feind nämlich war noch unbesiegt von den Franzosen und mochte
mit diesen nicht Frieden schließen: England. Gegen dieses Land be-
gannen jetzt die furchtbarsten Rüstungen, überall sammelten sich Truppen
und in allen Häfen Kriegs- und Lastschiffe. Doch Nicht in England
selbst dachte Napoleon zu landen, sondern dieses Land da anzugreifen,
woher es seine meisten Reichthümer bezog, in Ostindien. Und um
dort der Herrschaft der Engländer ^ ein Ende machen zu können, wollte
er beginnen mit der Eroberung Ägyptens. Dahin also segelte er
am 19. Mai 1798 mit einer ansehnlichen Flotte, gewann die Insel
Malta durch Verrath und landete glücklich am 1. Juli an der ägyp-
tischen Küste bei Alexandrien. Und im Angesicht der ungeheuren
Pyramiden, die Jahrtausende gestanden,hatten, erfocht Napoleon seinen
ersten Sieg, worauf er siegreich ganz Ägypten durchzog. Unterdessen
ward die französische Flotte von dem englischen Admiral Nelson an
der ägyptischen Küste bei Abukir am 2. Aug. 1798 vernichtet. Der
französische Admiral Brueyes flog mit seinem Admiralschiff und elf-
hundert Mann Besatzung in die Luft. Türken und Engländer zogen
in gewaltigem Heere von Syrien heran. Und ob auch Napoleon ihnen
zuvorkam, so war er doch in Syrien nicht glücklich; Hunger, Pest und
Klima rieben sein Heer auf. Zu gleicher Zeit wurden in Europa, wo
sich eine neue große Verbindung gegen Frankreich geschlossen hatte, alle
französischen Heere geschlagen, alle Eroberungen gingen verloren, und
im Innern Frankreichs selbst herrschte große Unzufriedenheit. Da be-
sann sich Napoleon keinen Augenblick, verließ sein Heer, bestieg ein
Schiff, entging den ihn verfolgenden Engländern wie durch ein Wunder
rmd war in Paris, ehe man es sich versah. An der Spitze der Sol-
daten gab er Frankreich noch im Jahr 1799 eine neue Verfassung und
nahm als der erste der drei Consuln die oberste Gewalt an sich.
Bald stellte er auch das Glück der französischen Waffen wieder her und
rettete Frankreich von der drohenden Gefahr. Denn er stieg über den
St. Gotthardsberg nach Italien und erfocht am 14. Juni 1800 den
glänzenden Sieg bei Marengo, und schon im Jahre 1801 brachte
er den für Frankreich äußerst vortheilhaften, für Deutschland in seinen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Napoleon Napoleon Napoleon Admiral_Nelson Admiral_Brueyes Napoleon Napoleon Marengo
Extrahierte Ortsnamen: Mantua Italien Frankreich Frankreich England England Ostindien Malta Syrien Syrien Europa Frankreich Frankreichs Paris Frankreich Frankreich Gotthardsberg Italien Frankreich Deutschland
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flammende Beweis der aufopferndsten Vaterlandsliebe des Befehlshabers
der Stadt, Rostopfchin, — in Feuer auf. Nur mit Mühe entging
Napoleon aus dem Kaiserpalast, Kreml, dem Feuertod; unter unsäg-
lichen Schwierigkeiten suchten die Soldaten den Rückweg, welchen einige,
denen die geraubten Schatze nichts halfen, fanden. In diesen Flammen
Moskaus, welches in 6 Tagen in Asche zusammengesunken war, wurden
zugleich die hochfliegenden Pläne Napoleons vernichtet. Alle seine
Friedensanträge wurden verworfen; Kaiser Alexander wollte nicht mit
einem Feinde unterhandeln im eigenen Reiche. An Winterquartier für
das zahlreiche Heer war in dem entblößten Lande nicht zu denken.
Von Tag zu Tag aber wuchsen der Russen Schlachtreihen, wahrend
die des französischen Heeres sich immer mehr lichteten. Und Napoleon
mußte sich zum Rückzug entschließen. Ende Oktober 1812 trat er ihn
an; Anfangs November begann der Winter, ein russischer Winter. Was
da das französische Heer erduldet hat, — leidend unter der fürchter-
lichen Kälte, welche um so grimmiger war, je mehr der Hunger an
jedem nagte, umdrängt und umschwärmt von dem auf allen Seiten
verfolgenden Feinde — das läßt sich kaum beschreiben. In eiligster
Flucht rettete sich Napoleon nach Paris, ein neues Heer zu rüsten.
Von der eben noch so glänzenden Armee langten nur wenige Trümmer,
noch dazu fast ohne Waffen, in Deutschland wieder an. Hier aber
begann in den Herzen aller edlen Männer die Flamme herrlichster Be-
geisterung, die so lange unterdrückt worden war, hoch aufzuschlagen.
Vor allen Preußens König, Friedrich Wilhelm Iii. und all sein
Volk, die in schwerer Zeit so viel Schmähliches von Napoleon erduldet
hatten, standen auf wie ein „Mann gegen den nicht zu sättigenden Er-
oberer. Bald traten auch Österreich und Schweden in die Reihen
der Verbündeten, und Feldherrn wie Aork, Scharnhorst, Blücher,
Schwarzenberg und so viele andere edle, tüchtige Männer ließen
Deutschland Heil und Rettung hoffen. Die Hoffnung' ward erfüllt in
der dreitägigen Völkerschlacht bei Leipzig am 16.—19. Okt. 1813*).
Napoleon ward gänzlich besiegt und floh über den Rhein. Aber immer
allgemeiner, immer freudiger ward die Begeisterung. Auch die Eng-
länder unter ihrem Wellington, der in Spanien den blutigen Kampf
gekämpft hatte, rückten heran. Rasch zogen die Verbündeten über den
Rhein gegen Frankreich, kamen Paris immer näher. Noch einmal
ward Napoleon besiegt, und am 31. März 1814 zogen die Verbün-
deten als Sieger in Paris ein. Friede war der Ruf aller^Völker, auch
der Franzosen, welche den vor 20 Jahren verjagten Ludwig Xviii.
und seine Familie, die Bourbonen, auf den Thron zurückriefen.
Und Napoleon, der über keine Heere mehr zu gebieten hatte, mußte
einwilligen in seine Thronentsetzung und ging nach der Insel Elba,
ohnweit Italiens Küste.
Aber die Bourbonen waren durch so vieles Ungemach nicht klüger-
geworden und regierten mit so wenig Weisheit, daß bald der größte
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Alexander Alexander Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon Napoleon Ludwig_Xviii Ludwig Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rostopfchin Rückweg Moskaus Napoleons Paris Deutschland Schweden Schwarzenberg Deutschland Leipzig Rhein Wellington Spanien Rhein Frankreich Paris Elba Italiens
Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 32. Friedrich Wilhelm 111.
69
4. Kriege gegen die Republik. Die Fürsten Europas schlossen
einen Bund (Koalition), um die auch ihnen bedrohliche Revolution in Franko
reich zu unterdrücken. Zahlreiche Flüchtlinge, der französischen Königs-
familie und dem Adel angehörig (Emigranten), schürten den Kriegseifer in
Deutschland. Preußen und Österreicher stelen unter der Führung des Her-
zogs Ferdinand von Braunschweig in Frankreich ein. Dieser reizte durch
ein prahlerisches Manifest (Bekanntmachung) den Unwillen aller Franzosen
und ließ auf seine großen Worte keine Taten folgen. Das Heer litt
durch ungünstige Witterung und Seuchen; zwischen Österreich und Preußen
entstand eine ernste Mißstimmung wegen der Teilung Polens, und trotz
zweier Siege der Preußen sah sich Friedrich Wilhelm Ii. zum Frieden von
Basel genötigt 1795. — Im folgenden Jahre drang der junge, aber kühne
General Napoleon Bonaparte mit seinem schlecht ausgerüsteten, aber
dem Führer blind vertrauenden Franzosenheere in Oberitalien ein, schlug die
Österreicher mehrmals, drang durch die Alpenpässe nach Steiermark und
bedrohte Wien. Dadurch ward auch Österreich zum Frieden gezwungen,
der zu Campo Formio bei Udine (Oberitalien) 1797 abgeschlossen wurde.
Das linke Rheinufer nahm Frankreich als Beute.
§ 32. Friedrich Wilhelm m. (1797—1840).
1. Charakter. Friedrich Wilhelm Iii. folgte, 27 Jahre alt, seinem
Vater in der Regierung. Der alternde Friedrich der Große hatte an ihm,
seinem Großneffen, die größte Freude gehabt. Er war ganz anderer Art
als sein Vater. Er haßte den Prunk und die Verschwendung, war einfach,
mäßig und sparsam. Er entließ die Günstlinge seines Vaters, führte wie-
der Ordnung und Sparsamkeit in die Verwaltung ein, um die Schulden,
die sein Vater hinterlassen hatte, zu tilgen. Am wohlsten fühlte sich der
König in seiner Familie. 1793 hatte er sich mit der Prinzessin Luise von
Mecklenburg-Strelitz verheiratet. Sie war die „schönste Königin", voller
Anmut, Herzensgüte und Frömmigkeit. Ihre Freundlichkeit, selbst gegen den
Geringsten, gewann ihr aller Herzen. Voll Bewunderung und herzlicher
Freude schaute das Volk auf das erlauchte Paar auf dem Throne, das durch
ein echt deutsch-christliches Familienleben allen Untertanen vorleuchtete. —
2. In den schweren Wirren, die durch die Französische Revolution
hervorgerufen waren, hoffte Friedrich Wilhelm Iii. durch Neutralität (Nicht-
beteiligung) durchzukommen, um seinem Lande den Frieden zu erhalten,
obgleich alle europäischen Staaten mit der jungen Republik in Fehde leb-
ten und fast alle unterlagen, namentlich seit sich Napoleon an die Spitze
derselben gestellt hatte. Dieser war der 1769 geborene Sohn eines Ad-
vokaten auf der Insel Korsika. Noch jung an Jahren hatte er das mächtige
Österreich zum Frieden gezwungen (1797), war daraus, um England zu
schädigen, nach Ägypten gezogen und hatte ein türkisches Heer bei den
Pyramiden (bei Kairo) geschlagen.
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Franko Deutschland Frankreich Polens Basel Oberitalien Wien Udine Oberitalien Frankreich Mecklenburg-Strelitz Korsika England Kairo